Und dann sind da diese Momente, die einen einfach überkommen, aus dem Nichts. Das kann nach einem harten, arbeitsintensiven Tag sein, an dem man viel geleistet hat. Das kann an einem netten Abend mit Freunden sein, man sitzt in einer gemütlichen Runde, hat es lustig und zack. Das kann direkt in der Arbeit sein, während man vor dem PC sitzt und seine Arbeit tut. Es kann während des allerliebsten Lieblingshobbies sein und dich überkommen. Momente, in denen du dich fragst, was soll der ganze Scheiß eigentlich. Momente, in denen dir all das einfach sinnlos vorkommt, egal was du gerade tust. In denen du dich fragst, ist das alles, was mir das Leben zu bieten hat? Und du bist dir sicher – ja, das ist es. Und das reicht nicht. Es reicht nicht dafür, dass du am nächsten Tag voll Freude aufstehst und mit Elan in den Tag startest. Es reicht manchmal nicht mal dafür, dass du dich nach einem kurzen Nickerchen aufraffst und noch irgendwas unternimmst. Es reicht nicht dafür, dass du dir für das kommende Wochenende oder den Feierabend etwas Nettes überlegst. Es reicht nicht dafür aus, dass du deine Wohnung sauber hälst. Es reicht nicht dafür aus, dass du deine Freundschaften pflegst. Es reicht manchmal einfach nicht dafür, dass du weiterleben willst.
In diesen Momenten wünscht du dir, dass einfach alles aufhört. Dass die Erde einfach so in sich zusammenfällt oder explodiert. Dass dein Herz aufhört zu schlagen. Dass du einfach aufhörst zu existieren. Weil du nicht den Glauben hast, dass da hinter diesen Momenten noch etwas anderes existiert. In diesen Momenten begräbst du alle deine Hoffnungen und Träume, die du je hattest. Du gibst einfach auf. Und gleichzeitig hasst du es, das Aufgeben. Du hasst dich selbst, weil du dich so anstellst. Du hasst dich selbst, weil es auf dieser Welt Menschen gibt, die ärmer dran sind als du, in jeglicher Hinsicht. Die krank sind und gesund sein wollen. Du bist gesund und schätzt es nicht. Die in die Schule gehen wollen und nicht können. Du könntest alles lernen, was du wolltest und tust es nicht. Die nichts zu essen haben und du kannst es dir jeden Tag aussuchen, was du fressen willst. Die von ihren Eltern geschlagen werden, vergewaltigt werden oder anderweitig misshandelt und du machst deine Eltern für jede Kleinigkeit verantwortlich. Du hasst dich selbst dafür, dass du so eine Pussy bist, die sich nicht zusammenreißen kann und nimmst dir so auch noch das letzte Fünkchen Kraft, das den Hass genährt hat. Und dann fühlst du einfach gar nichts mehr. Und du glaubst, es gibt gar nichts mehr außer – nichts.
Und dann redest du dir ein, dass es besser wird. Wenn du erst einen neuen Job hast, weil du deinen jetzigen hasst. Wenn du erstmal die Figur hast, von der du träumst. Wenn endlich Freitag ist. Bei deinem nächsten Urlaub. Morgen. Aber das ist alles eine Lüge – denn es wird nie besser. Und irgendwann werden aus den Momenten zusammenhängende Momente, dann werden daraus einzelne Tage, Wochen und Monate. Und du fühlst nichts außer – nichts. Und was das ganze so schlimm macht, ist, dass du nicht weißt warum, weshalb du dich noch mehr als Versager fühlst, als du sowieso schon tust. Und irgendwann fragst du dich gar nicht mehr warum, sondern nimmst es hin und wartest. Worauf? Dass es vorbei ist. Und am Anfang hoffst du, dass das bald ist. Und irgendwann hoffst du gar nichts mehr.